Auf der Weltkonferenz der Auslandshandelskammern in Berlin mit Minister Gabriel. Bin schwer begeistert, ein mächtiges deutsches Netzwerk internationaler Wirtschaftspolitik unmittelbar zu erleben, in dem viele interessante Menschen für Deutschland arbeiten.
Politik
Geld regiert die Welt
Laurence Douglas „Larry“ Fink (* 2. November 1952 in Los Angeles) ist ein US-amerikanischer Unternehmer und der wohl mächtigste Mann der Welt. Er ist der Gründer und CEO des Finanzunternehmens BlackRock. Der Finanzkonzern verwaltet vier Billionen Dollar. 4.000 Milliarden Dollar. In Zahlen: 4.000.000.000.000 – das entspricht dem zehnfachen Haushalt der Bundesrepublik Deutschland. Larry Fink, noch nie gehört?
Laut dem Nachrichtenmagazin „FOCUS“ ist Laurence Douglas Fink „der mächtigste Mann der Wall Street“, mit „BlackRock“ hat er sich „mitten in Manhattan das größte Finanzimperium der Welt als Festung aus Glas und Marmor geschaffen… Größer als die Deutsche Bank, Goldman Sachs oder JP Morgan. Sogar größer als sie alle zusammen.
Wenn Arbeiter in Deutschland auf die Straße gehen, weil ihre Firma die Löhne drücken will oder Mieter in einer deutschen Großstadt gegen den Verfall ihrer Wohnungen kämpfen, dann stecken nicht selten dieselben Verursacher dahinter: Finanzkonzerne, deren Namen nur Insidern etwas sagen. Die Reportage „Geld regiert die Welt“ beschreibt über das mächtigste Netzwerk unserer Welt, über dessen Existenz kaum berichtet wird und kaum jemand weiß.
PolitCamp 2011 in Bonn #pc11 #fazit – Teil 1
Endlich habe ich es geschafft. Ich war auf meinem ersten PolitCamp. Obwohl ich über die ersten beiden PolitCamps in 2009 und 2010 im dicken B Radialsystem schon von der Idee- und Konzeptionsphase aus nächster Nähe bestens informiert war, konnte ich leider nicht teilnehmen. Jetzt ist es mir gelungen. Ich war auf dem PolitCamp 2011 in Bonn, am 4. und 5. Juni. Kurz vorweg: Ich bin sehr angetan. Ich habe einiges gelernt.
Zunächst mal: Was ist das PolitCamp? Ein wirklich gut gemachtes Video klärt auf. Danke an die Produzenten.
Natürlich war es toll, mal wieder im Wasserwerk zu sein. Ganz schön klein. Ein historischer Ort. Die organisierten Panels waren mehr oder weniger „normale“ Politik-Veranstaltungen. Teilweise durchaus interessant. Super fand ich die twitterwall. Eine echte Innovation für Veranstaltungen jedweder Art. Und ich habe auch was gelernt: Das Netz ist nicht nur ein Medium, sondern ein Lebensraum.
Der Nachmittag war dann als Barcamp organisiert. Auch hier für mich eine Premiere. Ich bin von diesem selbstorganisatorieschen Ansatz überrascht und begeistert. Ich habe schon viele politische und andere Veranstaltungen erlebt. Ich fand Form, Inhalt, Kultur und Qualität der Diskussionen wirklich gut. Ich hatte mich besonders für die Sessions zur Medienkompetenz interessiert. Und auch dort habe was gelernt: … das verrate ich in Teil 2 meines Fazits;
Einer fehlte: Bert Brecht wäre heute auch ein Netzaktivist und bestimmt beim #pc11 gewesen. Vielleicht kommt er ja zum #pc12.
Schmidt: Wirtschaftswissenschaft in Schande
In dem sehr pointierten und mutigen Artikel „Leben in der Scheinwelt“ auf handelsblatt.de gewährt ein Ökonomie-Professor dem Redakteur Olaf Storbeck – bei Kaffee und Gebäck – Einblick in die Psychologie der wirtschaftswissenschaftlichen Fachdidaktik: „Wissen Sie, die ersten vier Semester im VWL-Studium brauchen wir fürs Brain-Washing der Studenten.“ Das meinte er ernst. Schlimmer noch: Offensichtlich ist die Welt der ökonomischen Elite so weit weg von der Realität und den Entwicklungen der letzten 20 Jahre, dass sie zwei Jahre Gehirwäsche braucht, um mit ihren Studenten kommunikationsfähig zu werden.
Die Globalisierung und das Internet als ihr unglaublich mächtiger und schneller Katalysator, haben die Gesellschaft, unsere Kultur und die Wirtschaft in den letzten 20 Jahren radikal verändert. Web 2.0, Social Media, Social Network als zweite Stufe der Rakete demonstrieren aktuell in der arabischen Welt eine eindrucksvolle Möglichkeit digitaler Vernetzung. Und das war erst der Anfang. Was sind heute noch Volkswirtschaften? Könnten sich gar womöglich Grundlagen der Informations-, Kommunikations- und Organisationssysteme in Nationalökonomien und ihren Märkten mit transnationalen, internationalen, vernetzten Konzernen und ihrer globalisierten Finanzwirtschaft verändert haben? Könnte es sein, dass ihr Credo der letzten 20 Jahre – die Märkte regulieren sich selbst – etwas in Misskredit geraten ist, weil die Finanzkrise gerade den libertären, ultra- und neoliberalen Ansatz falsifiziert hat?
Storbeck in seinem Handelsblatt-Artikel „Leben in der Scheinwelt„:
Wie konnte es dazu kommen, dass sich ein ganzer Wissenschaftszweig so sehr von der Realität abkoppeln konnte? Ein zentraler Grund für diese Fehlentwicklung ist, dass sich in weiten Teilen der etablierten Makroökonomie seit den späten 70er-Jahren eine blinde, fast religiöse Marktgläubigkeit etabliert hatte. Nach den schlechten Erfahrungen mit hohem Staatseinfluss in den 60er- und 70er-Jahren hatte sich im Fach eine ultraliberale Geisteshaltung etabliert. Aus der richtigen Erkenntnis, dass der Markt in den meisten Fällen die besten Ergebnisse liefert, zogen liberale Ökonomen – allen voran Milton Friedman – den falschen Schluss, dies sei immer und auf allen Märkten der Fall.
Der fast religiöse Glaube an die Selbstheilungskräfte des Marktes führte auf dem Finanzmarkt zu einer laxen staatlichen Regulierung. Die Wirtschaftspolitik, die auf dieser Forschung fußte, ist eine von mehreren Ursachen für das ökonomische Desaster der vergangenen Jahre. Führende Vertreter der etablierten Makroökonomie waren von ihren Ergebnissen so überzeugt, dass sie selbst im Winter 2008, als die Weltwirtschaft am Abgrund einer zweiten Großen Depression stand, von Konjunkturprogrammen abrieten. Wäre die Wirtschaftspolitik diesen Empfehlungen gefolgt, hätte dies beispiellose Not und Elend über die Industrieländer gebracht.
Am 11. Januar 2011 hielt Helmut Schmidt eine Festrede zum 100. Geburtstags der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, dem Vorläufer der Max-Planck-Gesellschaft über die Verantwortung der Wissenschaft unter dem Aspekt der zu Beginn des 21. Jahrhunderts erkennbaren neuartigen Menschheitsprobleme:
Im Herbst des Jahres 2008 und im Jahre 2009 hat die Menschheit – allerdings nur mit Glück – eine weltweite sozial-ökonomische Depression vermeiden können. Weil die Regierungen und die Zentralbanken von zwanzig der wichtigsten Staaten der Welt dafür gesorgt haben, dass die Existenzkrise eines verantwortungslosen Bankengefüges – vor allem in New York und in London – nicht voll auf die reale Wirtschaft der Welt hat durchschlagen können. Weil es aber keine verbindliche Ordnung der Weltmärkte gibt, sind weitere globale Wirtschaftskrisen eher wahrscheinlich.
Es macht keinen Sinn, zu meinen, dies sei ein Feld, das man der Politik überlassen sollte. Denn die Politiker verstehen davon noch weniger als die Wissenschaftler. Die ökonomische Wissenschaft weltweit hat sich schon seit Mitte der 1990er Jahre nicht mit Ruhm, sondern eher mit Schande bedeckt. John Maynard Keynes war so ziemlich der Letzte, der ein globales Konzept entwickelt hat. Aber wer oder welches Team versucht einen neuen Ansatz?
Starker Tobak von unserer nationalen und europäischen Moralinstanz mit der ihm eigenen bemerkenswerten politischen, intellektuellen, ökonomischen und sprachlichen Trennschärfe. Wo sind die Ansätze? Wo sind die Antworten der Wirtschaftswissenschaften auf die Entwicklung globaler und digitalisierter Märkte in der Real- und der Finanzwirtschaft? Schmidts Frage ist mehr als eine Aufforderung zu neuem wissenschaftlichem Suchen nach ökonomischer Erkenntnis. Vielmehr klagt Schmidt an. Im Mainstream der ökonomischen Elite hat die Wissenschaft in den letzten 20 Jahren mit ihrer Shareholder-Orientierung, der Fokussierung der Unternehmensleitbilder auf maximale und kurzfristige Rendite die Gier zum Motor und Motivator betriebswirtschaftlichen Handelns gemacht. Und das Schlimmste dabei: Sie haben nicht die Eier in der Hose, ihre Fehler einzugestehen. Sie sind feige. Sie machen einfach weiter wie bisher. Uups, hat doch gar nicht so weh getan. Boni, Provisionen sprudeln wieder und die Ackermannsche Messlatte liegt erneut bei 25%.
Die ökonomische Wissenschaft ist gefordert. Was ist von ihr noch zu erwarten?
Bert Brecht wäre heute ein Netzaktivist
Bertolt Brecht war einer der ersten, der in den Jahren 1927 und 1932 für das neue Medium Radio eine Radiotheorie entwarf. Nach seiner Analyse machte er einen konkreten Vorschlag zur Verbesserung:
„Der Rundfunk ist aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, ein ungeheures Kanalsystem, das heißt, er wäre es, wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern ihn auch in Beziehung zu setzen.“
Genau das ist der qualitative Unterschied zwischen Rundfunk und Internet. Deshalb sind medienpolitische Ansätze des Rundfunks auch nicht auf das Internet übertragbar. Brecht wünschte sich: „Hörer sollen zum Mitspieler werden“, und: „Das Radio wird zum Sprecher und Medium in einem: es kommuniziert mit den Hörern („die Lindberghs“)“. Sein Ziel war es, Höreraktivität zu erreichen und so den Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Die Hörfunksendung fasste er als Radiolehrstück zur Einübung in eine neue Gesellschaftsform auf. Brecht war also überzeugt, dass Medien positive gesellschaftliche Veränderungen hervorrufen können.
„Undurchführbar in dieser Gesellschaftsordnung, durchführbar in einer anderen, dienen die Vorschläge, welche doch nur eine natürliche Konsequenz der technischen Entwicklung bilden, der Propagierung und Form dieser anderen Ordnung. […] Sollten Sie dies für utopisch halten, so bitte ich Sie, darüber nachzudenken, warum es utopisch ist.“
Bertolt Brecht wäre heute vom Internet begeistert und bestimmt ein Netzaktivist.
Bürgerschaftswahl: Meine Kandidatur 2011
Am 20. Februar wird in Hamburg die Bürgerschaft (das Landesparlament im Stadtstaat Freie und Hansestadt Hamburg) und die Bezirksversammlungen neu gewählt. Auch ich kandidiere auf der Wahlkreisliste der SPD im Wahlkreis I Hamburg-Mitte. Allerdings auf einem aussichtslosen Platz 6 – insgesamt werden in diesem Wahlkreis von allen Bewerbern sämtlicher Parteien nur 5 Abgeordnete direkt gewählt.
Das gesamte Wahlverfahren ist recht kompliziert. Jeder Wähler hat in der Wahlkabine 20 Stimmen zur Verfügung und kann kummulieren und panaschieren, was das Zeug hält. Kaum einer versteht’s. Die Hamburger haben sich das per Volksentscheid selbst eingebrockt.
Egal. Jedenfalls stehe ich auf der Liste. Aus wahltaktischen Gründen. Problem: Ich will überhaupt nicht gewählt werden. Für alle, die darüber sehr traurig sind, habe ich eine Lösung. Wählt Hansjörg Schmidt. Warum?
- Er hat als langjähriger Bezirksabgeordneter – in den letzten vier Jahren als Fraktionsvorsitzender – in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte viel kommunalpolitische Erfahrung sammeln können. Das hat er gut gemacht.
- Er ist ein Netzpolitiker, der die Tragweite der umfassenden gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen durch das Internet versteht und politisch einzuordnen weiss. Er ist u.a. Mitinitiator und -organisator der sehr erfolgreichen PolitCamps.
- Er versteht was von Wirtschaft und ist anerkannter Social-CRM-Experte.
- Er ist mein Freund.
Ihr könnt ihm vertrauen. Ich vertraue ihm.
Playing to learn?
Leider verdrängen wir es, obwohl wir doch wissen, was Wissen schafft:
- Versuchen, Probieren, Experimentieren, Analysieren, Bewerten, Reflektieren, Überprüfen, Versuchen, Probieren, Experimentieren, …
- Spaß an Neuem.
- Entdecken. Erfahren. Erkennen.
- Spielen.
Die Lernleistung, die Kinder in den ersten Lebensjahren vollbringen, werden sie im Alter nie mehr erreichen. Und wie lernen Kinder? Try and Error. Fantasie und Rollenspiele. Suche nach Mustern. Adaption von Mustern. Wenn wir dies in unseren Bildungsbemühungen besser berücksichtigen, könnte Lernen gar noch Spaß bringen. Für alle Beteiligten.
Wenn wir dann die Möglichkeiten der Neuen Medien für die Bildung nutzen würden, wäre vieles einfacher, effektiver und kostengünstiger. Das Prezi Playing to learn? gibt dazu einige schöne Anregungen.
Was ist Social Media?
Die IT-Spezies sind oft daran zu erkennen, dass sie eine eigene Sprache mit zahllosen Abkürzungen oder bisher unbekannten Wortkombinationen sprechen. Social Media ist so ein Begriff. Es ist schön, wenn einem einer mal erklärt, was das denn eigentlich ist. Und dann noch in wirklich interessanter Darstellung.
„Man muss erst einmal zuhören und fragen und reden.“
Wenn Helmut Schmidt sich zu aktuellen politischen Debatten äußert, tut er dies immer mit mit Überlegung. Und es lohnt es sich immer, über seine Argumente nachzudenken. Besonders dann, wenn sie so klar, eindeutig und offensichtlich sind wie dieses: „Man muss erst einmal zuhören und fragen und reden.“
Schmidt ist in Deutschland eine moralische Instanz. Aus einem einfachen Grund: Er hat meistens Recht. So auch in dieser unsäglichen Debatte um Sarrazin. Nachzulesen in einem Interview in der ZEIT.
Für mich sind die Thesen von Thilo Sarrazin nicht der Skandal, auch wenn ich die meisten abstrus finde. Ich finde es furchtbar, wie die Medien und ihre Meinungsmacher die Sarrazinschen Provokationen mit einem ekelhaften moralischen Betroffenheitsjournalismus derart hochgepuscht haben. Ich finde es in höchstem Maße bedenklich und gefährlich, wenn Politiker aus allen Parteien bis zum Bundespräsidenten sofort nach Rauswurf aus Bundesbankvorstand und SPD rufen, ohne sich dem Thema und den Argumenten ernsthaft zu stellen. Da tut es gut, die nüchterne und treffende Analyse Helmut Schmidts zu lesen. Danke Helmut.
ZEITmagazin: Welchen Nerv hat Thilo Sarrazin getroffen?
Schmidt: Offenbar mehrere gleichzeitig. Einige davon sind Nerven einer bestimmten Gruppe von Leuten. Zum Beispiel gibt es unter den jüdischen Mitbürgern einige, die sich getroffen fühlen von einer nebenher gemachten Bemerkung über die jüdischen Gene. Aber das allgemeine Interesse hat mindestens zwei Wurzeln. Erstens: Die Sachverhalte, die er beschreibt, von denen er ausgeht und für deren Therapie er Vorschläge macht und aus denen er Schlussfolgerungen zieht, die werden von vielen Leuten in Deutschland ähnlich gesehen.
ZEITmagazin: Sie meinen die Defizite der Integration.
Schmidt: Ja; nicht alle seine sonstigen Äußerungen werden geteilt. Und das Zweite ist: Seine sonstigen Äußerungen haben viele Leute provoziert, vor allen Dingen die Presse und die politische Klasse. Die haben zunächst eine ziemlich konzentrische Verachtungs- und Verurteilungsattitüde entfaltet, bis sie gemerkt haben – die Journalisten zuerst –, dass wesentliche Teile des Publikums ganz anders denken. Und dann wurden sie nachdenklich. Es kommt ein Drittes hinzu: Dass seine Partei, der er 30 oder 40 Jahre angehört, die Sozialdemokraten, mit dem Gedanken umgeht, ihn aus der Partei rauszuschmeißen. Das finden viele Leute nicht in Ordnung.
ZEITmagazin: Und Sie?
Schmidt: Ich finde es auch nicht in Ordnung.
Herr Westerwelle, auf Wiedersehen.
„Ich habe keine Lust mehr, über Sie Späße zu machen, Herr Westerwelle …“ outet sich Fonsi auf dem Aschermittwoch der Kabarettisten 2010. Fonsi bricht seine Maske, unterbricht Rede und Rolle, wirft seinen Hut und seine Jacke hin und spricht als Mensch – als Christian Springer direkt zu Guido Westerwelle. „Wer ist denn der nächste, gegen den Sie die Menschen aufhetzen? […] Gehen Sie. Wir alle kommen ohne Sie gut zurecht. Herr Westerwelle, auf Wiedersehen.“
Christian Springer spricht mir ganz aus dem Herzen. Sehr eindringlich. Und dabei ist es völlig egal, ob das spontan oder gespielt war. Ein großer Auftritt.