Geld regiert die Welt

Laurence Douglas „Larry“ Fink (* 2. November 1952 in Los Angeles) ist ein US-amerikanischer Unternehmer und der wohl mächtigste Mann der Welt. Er ist der Gründer und CEO des Finanzunternehmens BlackRock. Der Finanzkonzern verwaltet vier Billionen Dollar. 4.000 Milliarden Dollar. In Zahlen: 4.000.000.000.000 – das entspricht dem zehnfachen Haushalt der Bundesrepublik Deutschland. Larry Fink, noch nie gehört?

Laut dem Nachrichtenmagazin „FOCUS“ ist Laurence Douglas Fink „der mächtigste Mann der Wall Street“, mit „BlackRock“ hat er sich „mitten in Manhattan das größte Finanzimperium der Welt als Festung aus Glas und Marmor geschaffen… Größer als die Deutsche Bank, Goldman Sachs oder JP Morgan. Sogar größer als sie alle zusammen.

Wenn Arbeiter in Deutschland auf die Straße gehen, weil ihre Firma die Löhne drücken will oder Mieter in einer deutschen Großstadt gegen den Verfall ihrer Wohnungen kämpfen, dann stecken nicht selten dieselben Verursacher dahinter: Finanzkonzerne, deren Namen nur Insidern etwas sagen. Die Reportage „Geld regiert die Welt“ beschreibt über das mächtigste Netzwerk unserer Welt, über dessen Existenz kaum berichtet wird und kaum jemand weiß.

Wirtschaft oder Wissenschaft in Schande?

Gestern hatte ich in dem Artikel Schmidt: Wirtschaftswissenschaft in Schande von der Rede Helmut Schmidts zur 100-Jahr-Feier der Max-Planck-Gesellschaft berichtet. Hierin hält Helmut Schmidt der ökonomischen Wissenschaft vor, dass sie „sich schon seit Mitte der 1990er Jahre nicht mit Ruhm, sondern eher mit Schande bedeckt.“ Und um noch einen drauf zu geben, stellt er dazu abschließend fest, dass John Maynard Keynes der letzte Wirtschaftswissenschaftler mit einem globalen Konzept gewesen sei. So steht es jedenfalls auf zeit.de. Die Rede ist auch bei der Max-Planck-Gesellschaft auf mpg.de publiziert.

Interessant: In einer wesentlichen Passage zur Einordnung der ökonomischen Elite in unsere heutige Zeit gibt es einen kleinen aber wesentlichen Unterschied: Bei der Max-Planck-Geselllschaft hat sich nicht die ökomonische Wissenschaft, sondern die ökonomische Wirtschaft mit Schande bedeckt.

Merkwürdig auch, dass die ergänzende Passage mit Keynes bei der MPG ganz fehlt. Hat Helmut Schmidt im nachhinein seine Rede geändert oder hat die MPG, die dieses Passage auch noch fett gedruckt hat, den Teil der Rede manipuliert?

Fest steht: Die Rede auf zeit.de ist von Schmidt selbst autorisiert, er wird als Autor genannt. Wir alle kennen Helmut Schmidt als einen Redner, der sich seine Worte sehr wohl überlegt. Hätte er tatsächlich von der „ökonomischen Wirtschaft“ gesprochen? Der Kern seiner Aussage ist doch, dass die Wissenschaft in Verantwortung an der Gesellschaft steht. Seine Anklage, dass die Wirtschaftswissenschaften seit Keynes nichts zustande gebracht, sondern sich selbst mit Schande bedeckt haben.

Der ganze Kontext macht mit „ökonomische Wirtschaft“ keinen wirklichen Sinn. Schon gar nicht bei Helmut Schmidt. Der Verdacht: Die Max-Planck-Gesellschaft hat diese Passage in der Rede von Helmut Schmidt nachträglich geändert. Ein schlimmer Verdacht. Vielleicht sollte man mal nachfragen.

Falsche Ausrichtung der BWL-Studiengänge in Deutschland

Deutschland hat einen hohen Bedarf an gut ausgebildeten Akademikern. Vor allem die private Wirtschaft, aber auch staatliche Institutionen, benötigen immer mehr Top-Personal, um auf die vielfältigen Aufgaben der Zukunft vorbereitet zu sein. Das Internet und die konsequente Online-Orientierung stellen die Unternehmen vor vollkommen neue Herausforderungen; zentral für den Unternehmenserfolg wird immer mehr eine radikale Kundenorientierung. Gerade hier versagt jedoch die Ausbildung vieler Top-Akademiker. Als Unternehmer mit einer konsequenten Ausrichtung meines Unternehmens und meiner Produkte am Bedarf der kundenorientierten Wirtschaft bemerke ich diesen Missstand täglich.

Als CRM-Experten haben wir in den letzten 10 Jahren viele Unternehmen kennengelernt. Wir beraten unsere Kunden kontinuierlich im Bereich Kundenmanagement – vorwiegend im Mittelstand. Leider stelle ich hier immer wieder fest, dass im Denken der Betriebswirte und Diplom-Kaufleute das Marketing eher abwertend den „Werbefuzzis“ zugesprochen wird. In diesem Denken arbeiten im Vertrieb eher halbseidene Gestalten, und im Service will keiner arbeiten, weil sie immer den ganzen Kundenärger abbekommen und auch ausbaden müssen. Oben auf dem Podest der „wahren“ Kaufleute thronen die Finanzcontroller mit ihrem klaren und unumstösslichen Kennzahlensystem, die mit Business-Intelligence-Methoden ein beeindruckendes Chart nach dem anderen produzieren. Die Basis ihrer Modelle ist aber ausschließlich die Kostenseite. Das hat mich zu der Frage geführt, welche Bedeutung in den Hochschulen bei Ausbildung der Wirtschafts-Akademiker die Einnahmenseite hat. Die Seite, bei der es um Märkte, Umsatz, Kunden und Wachstum geht.

In einer kurzen Stichprobe mit vier Universitäten und drei Fachhochschulen aus dem gesamten Bundesgebiet fällt einem sofort auf: Kundenorientierung kommt im aktuellen BWL-Studium höchstens als Randerscheinung vor! An der Universität Hamburg im Bachelor-Studiengang BWL kann gerade mal ein Pflichtmodul von 21 explizit der Kunden und Einnahmeseite zugeschrieben werden, während sich ganze fünf Module nur damit beschäftigen, wie ein Unternehmen Kosten senken und Ausgaben sparen kann. An der RWTH Aachen beschäftigen sich siebenmal mehr (!) Professoren im Fachbereich BWL mit Rechnungswesen und Kostenrechnung als mit Fragen der Kundengewinnung und dem Marketing. In Augsburg verkümmert kundenorientiertes Denken im Studium mit nur einer mickrigen Professur für diesen zentralen Bereich, von elf Professuren insgesamt. Dieser Zustand zeigt sich auch an allen vier weiteren deutschen Hochschulen, bei denen ich mir Lehrplan und Personal angeschaut habe.

Die aktuellen BWL-Absolventen – das zeigen nicht nur diese Zahlen – werden konsequent auf Kostensenkung, Sparprogramme und Rationalisierung getrimmt. Die Hochschulen geben sich hier als Lakaien für eine fehlgeleitete Kostensenkungs-Ideologie und sind so mitverantwortlich für das falsche Handeln vieler Unternehmen, die Tag für Tag nur an die Kostenreduzierung denken – nicht aber an die Erhöhung ihrer Einnahmen. Denn: Die Grundlage allen wirtschaftlichen Handels ist die ökonomische Bedingung und grundlegende Optimierungsaufgabe der Ökonomie: e > a, die Einnahmen müssen größer als die Ausgaben sein. Unternehmen brauchen höhere Einnahmen, um zu wachsen. Nur eine konsequente Orientierung an den Bedürfnissen und Wünschen der Kunden kann als langfristige Erfolgsstrategie taugen. Alle Versuche, mit radikalen Sparprogrammen kurzfristig den Shareholder Value in die Höhe zu treiben, erweisen sich auf lange Sicht als Verirrungen. Diese einfache Wahrheit sollte sich langsam auch bis in die Hörsäle herumsprechen, damit dem deutschen Arbeitsmarkt bald wieder moderne und auf die Zukunft ausgerichtete Akademiker zur Verfügung stehen.

In der obigen Grafik sehen Sie die Zuordnung der „Pflichtmodule“, der möglichen „Wahlbereiche“ und der Zahl der „Lehrstudie“ zu e (Einnahmenseite) oder zu a (Ausgabenseite) oder unter sonstige wenn keine klare Zurodnung möglich war. Die dargestellte Auswertung wurden über alle 7 Hochschulen durchgeführt.

Die Kunden in den Mittelpunkt stellen

„Kosten senken!“ steht bis heute im Fokus des wirtschaftlichen Handelns vieler Unternehmen. Dies liegt in erster Linie im Shareholder Value begründet: Der Unternehmenswert wird durch Kostenreduzierung (kurzfristig) gesteigert und somit für die Aktionäre attraktiver. Als Mathematiker und Geschäftsführer des Hamburger Software-Unternehmens WICE betrachte ich das Shareholder Value-Denken seit langer Zeit kritisch. Kostensenkung ist nur eine Seite der Medaille. Wenn man sich die grundlegende Optimierungsaufgabe der Ökonomie, e > a, ansieht, so stellt man fest, dass die Unternehmen sich bis heute nur auf das „a“, auf die Ausgaben, konzentrieren. Niemand denkt ernsthaft an die Einnahmen – obwohl sie die einzige Grundlage für Wachstum sind. Die Entscheider in den Unternehmen sitzen allesamt auf der Kostenseite. In vielen Unternehmen herrscht das Finanzcontrolling – ein grundlegend falscher Ansatz im heutigen Wirtschaftsdenken.

Doch es geht auch anders. Ich habe mir Gedanken gemacht und ein Instrument entwickelt, mit dem Unternehmen effektiv wachsen können: die WICE-Methode. WICE steht für Web Integrated Corporate Environment und damit für eine ganzheitliche Kommunikation mit dem Kunden, aus allen Abteilungen heraus, über alle Kanäle. Der Kunde ist die wichtigste Ressource des Unternehmens. Ohne Kunden kann es kein Wachstum geben. Deswegen muss man ihn in den Mittelpunkt stellen und das Unternehmen von diesem Ausgangspunkt aus organisieren. Damit in den Unternehmen ein solches Umdenken stattfinden kann, ist es notwendig, dass die verschiedenen Abteilungen zusammenarbeiten. Vertrieb, Service und Marketing haben täglich mit dem Kunden zu tun und müssen sich deswegen in gemeinsamen Prozessen organisieren. Wenn sich Unternehmen ernsthaft auf den Kunden konzentrieren, sind die Kosten erst einmal sekundär. Wer in den Kunden investiert, kann seine Einnahmen steigern und so langfristig erfolgreich sein. Deutschland braucht eine Kunden-Offensive.

Derzeit schreibe ich an einem Buch, in dem ich die bestehenden Probleme im Wirtschaftsdenken thematisiere und Lösungen präsentiere. Mit der WICE-Methode gibt es nun ein Instrument, das den Kunden in den Mittelpunkt stellt und somit die wichtigste Grundlage für Wachstum bildet.

Wachstumspotenzial wird nicht genutzt

e > a - oekonimische GrundbedingungDass die Wirtschaft wächst, ist derzeit von vielen Stellen zu vernehmen. Erst vor kurzem haben die Wirtschaftsweisen prognostiziert, dass die deutsche Konjunktur bereits Ende 2011 auf dem Vorkrisenniveau sein wird – und nicht, wie zuvor behauptet, erst 2014. Blickt man jedoch auf die kleinste Einheit, die am prognostizierten Wachstum beteiligt sein soll, gibt es durchaus Grund, am Wachstum zu zweifeln: Viele Unternehmen wachsen nämlich nicht. Sie schöpfen ihr Wachstumspotenzial nicht aus.

Als Hersteller der WICE CRM-Groupware beobachten wir seit Jahren das wirtschaftliche Verhalten von Unternehmen. Kaum ein Unternehmen wagt noch einen Blick über den Tellerrand. Der Blick der Entscheider ist nur nach innen gerichtet, immer auf der Suche nach den Mitteln der größtmöglichen Kostenreduzierung. Das Finanzcontrolling beherrscht Budget- und Investitionsentscheidungen. Zwar ist es notwendig, die Kostenseite immer im Blick zu haben, aber: Das bringt kein Wachstum. Wird die deutsche Wirtschaft also nicht so schnell wachsen wie erwartet? Oder könnte sie womöglich schneller und nachhaltiger wachsen, wenn Unternehmen nicht nur an die Reduzierung der Kosten denken würden?

Die Grundlage allen wirtschaftlichen Handels ist die Grundbedingung der Ökonomie: e > a, die Einnahmen müssen größer als die Ausgaben, die Erträge größer als die Aufwände sein. Wenn man die möglichen mathematischen Optimierungen dieser Grundbedingung betrachtet, ist völlig unverständlich, warum sich viele Unternehmen bis heute nur auf das „a“, die Ausgaben bzw. die Kostenseite konzentrieren. Man muss nur einen Blick in die Zeitung werfen: Da werden Stellen gestrichen, Sparprogramme aufgesetzt, Kosten reduziert, Leistungen outgesourct. Auch wenn dadurch der Gewinn kurzfristig gesteigert werden kann, führt das jedoch langfristig nicht zu Wachstum. Ein Musterbeispiel für derartige unternehmerische Fehlsteuerung offenbart gerade die Deutsche Bahn. Die Einnahmen werden bei solch einem Verhalten nicht gesteigert. Ohne Steigerung der Einnahmen gibt es kein Wachstum. Dies ist keine Glaubensfrage irgendeiner wirtschaftstheoretischen Strömung und Denkweise. Das ist einfache und grundlegende Mathematik.

Erschreckend: Die einseitige Fokussierung auf die Ausgaben- und Kostenseite im wirtschaftlichen Denken und Handeln liegt bereits im Aufbau der Wirtschaftswissenschaften begründet. Die Lehre besteht fast ausschließlich aus Rechnungswesen und Kostenrechnung. Kaum jemand beschäftigt sich dagegen mit dem Marketing. Die Absolventen der Universitäten werden somit als reine Kostenrechner auf den Arbeitsmarkt gespült. Marketingexperten werden eher als Werbefuzzis belächelt. Die kreativen Spinner. Wenn die deutsche Wirtschaft wirklich wachsen will, muss überall ein Umdenken stattfinden: Weg von der Kostenrechnung, hin zum Markt. Hin zum Kunden. Deutschland braucht eine Kunden-Offensive.

Derzeit schreibe ich an einem Buch, in dem ich die bestehenden Probleme im Wirtschaftsdenken thematisiere und Lösungen präsentiere. Mit von uns entwickelten WICE-Methode haben wir ein Instrument geschaffen, das den Kunden in den Mittelpunkt stellt und damit die wichtigste Grundlage für Wachstum bildet.

Deutsche Bahn: Falsche Shareholder-Value-Orientierung

2010 war ein schwarzes Jahr für die Deutsche Bahn. Mit dem Image-Schaden, den sie nach den Ausfällen der Klima-Anlagen im Sommer und den massiven technischen und organisatorischen Problemen mit Wintereinbruch davon trägt, wird sie sich einen Börsengang in den nächsten Jahren abschminken können. Und genau hier liegt die Crux.

Die Deutsche Bahn ist ein Musterbeispiel dafür, dass eine einseitige, nur auf den Unternehmenswert ausgerichtete Zielsetzung katastrophale Folgen haben kann. Den Börsengang fest im Visier hat die DB in ihrem Shareholder-Value-Denken versucht, den Unternehmenswert ausschließlich über eine Optimierung der Kosten zu steigern. Da wurden Wartungsintervalle verlängert, notwendige Investitionen (z.B. in Weichenheizungen) verschleppt, Personal eingespart und notwendige Reservezüge einfach nicht angeschafft.

„Im Winter sind die Maschinen anfälliger, deshalb braucht man viel mehr Reservezüge als im Sommer“, sagt der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Klaus-Peter Naumann auf ZEIT.de. „Aber genau die wurden in den vergangenen Jahren systematisch abgebaut. Die Bahn streicht im Winter lieber eine Verbindung, als das ganze Jahr für die Wartung der Fahrzeuge aufkommen zu müssen.“ Eine betriebswirtschaftliche Entscheidung auf Kosten der Passagiere.

Fehlende Züge. Es ist das Kernproblem der Deutschen Bahn: ihr fehlen Fernverkehrszüge. Derzeit verfügt das Unternehmen über rund 370 ICEs und Intercitys, rund ein Drittel davon sind fehleranfällige ICE3-Züge. Seit dem Achsbruch 2008 in Köln muss die Deutsche Bahn die ICE3-Züge bis zu zehn Mal häufiger warten als früher. Im Winter müssen die eiskalten Züge zudem über bis zu fünf Stunden lang abgetaut werden, bis die Techniker mit ihren Ultraschallgeräten die Radsätze nach Rissen untersuchen können. Die Flotte ist am Limit.

Wirtschaftswoche, 22.12.2010

Seit Mehrdorn hat das Mangement der Bahn nur den Börsengang im Blick. Um den Unternehmenswert zu steigern, wird eine rigide Sparpolitik verordnet. Es wird nur an der Kostenschraube gedreht statt in Zukunft zu investieren. Diese reine Shareholder-Value-Orientierung ist zu kurz gesprungen und ökonomisch schlicht und ergreifend dumm. Denn sie geht mittel- und langfristig immer auf Kosten der Passagiere, der Kunden. Diese sind aber letztendlich entscheidend für den Erfolg des Unternehmens – sie sollen die Leistungen der Bahn ja bezahlen. Oder soll das übermorgen doch wieder der Steuerzahler tun?