Gestern hatte ich in dem Artikel Schmidt: Wirtschaftswissenschaft in Schande von der Rede Helmut Schmidts zur 100-Jahr-Feier der Max-Planck-Gesellschaft berichtet. Hierin hält Helmut Schmidt der ökonomischen Wissenschaft vor, dass sie „sich schon seit Mitte der 1990er Jahre nicht mit Ruhm, sondern eher mit Schande bedeckt.“ Und um noch einen drauf zu geben, stellt er dazu abschließend fest, dass John Maynard Keynes der letzte Wirtschaftswissenschaftler mit einem globalen Konzept gewesen sei. So steht es jedenfalls auf zeit.de. Die Rede ist auch bei der Max-Planck-Gesellschaft auf mpg.de publiziert.
Interessant: In einer wesentlichen Passage zur Einordnung der ökonomischen Elite in unsere heutige Zeit gibt es einen kleinen aber wesentlichen Unterschied: Bei der Max-Planck-Geselllschaft hat sich nicht die ökomonische Wissenschaft, sondern die ökonomische Wirtschaft mit Schande bedeckt.
Merkwürdig auch, dass die ergänzende Passage mit Keynes bei der MPG ganz fehlt. Hat Helmut Schmidt im nachhinein seine Rede geändert oder hat die MPG, die dieses Passage auch noch fett gedruckt hat, den Teil der Rede manipuliert?
Fest steht: Die Rede auf zeit.de ist von Schmidt selbst autorisiert, er wird als Autor genannt. Wir alle kennen Helmut Schmidt als einen Redner, der sich seine Worte sehr wohl überlegt. Hätte er tatsächlich von der „ökonomischen Wirtschaft“ gesprochen? Der Kern seiner Aussage ist doch, dass die Wissenschaft in Verantwortung an der Gesellschaft steht. Seine Anklage, dass die Wirtschaftswissenschaften seit Keynes nichts zustande gebracht, sondern sich selbst mit Schande bedeckt haben.
Der ganze Kontext macht mit „ökonomische Wirtschaft“ keinen wirklichen Sinn. Schon gar nicht bei Helmut Schmidt. Der Verdacht: Die Max-Planck-Gesellschaft hat diese Passage in der Rede von Helmut Schmidt nachträglich geändert. Ein schlimmer Verdacht. Vielleicht sollte man mal nachfragen.