1. Advent: Vom geistigen Eigentum und dem Recht des Urhebers

Was ist Geist?

Viele kreative Menschen berufen sich gerne auf ihr geistiges Eigentum. Was ist das eigentlich? Genetiv: Wessen Eigentum? Eigentum des Geistes. Was ist Geist?

Ein ungewöhnlicher Einstieg in eine Weihnachtsgeschichte. Meine Weihnachtsgeschichte. Sie begann eigentlich schon im letzten Jahr. Da war ich nämlich ein Weihnachtsgeschenk. Die beste Freundin meiner ältesten Tochter hat mich an ihre kleine elfjährige Schwester Nani verschenkt. Sie will Sängerin werden, hat ein eigenes Lied geschrieben, das sie gerne mal richtig gut aufnehmen will. Ich kam als Weihnachtsgeschenk wohl ganz gut an. Gleich nach Weihnachten haben wir uns getroffen. Zuerst wollte sie ein Cover von Whitney Houston aufnehmen. Aber wir konnten uns schnell auf ihr eigenes Lied einigen. Die Harmonien waren einfach umzusetzen. Ich hatte sofort einen Soundmix von Silbermond mit mehr Gitarre und Piano im Kopf. Das Grundgerüst war schnell eingespielt, zwei Takes von Nani mit einer zweiten Stimme – die Aufnahmesession war schnell fertig. Mit nachgedrehten Playback-Videoaufnahmen war der Song dann Mitte Januar auch als Musikvideo produziert.

Ist das nicht irre? Abgesehen davon, dass mir mein Werk sehr gefällt – da schreibt ein elfjähriges Mädchen ein Lied über den Geist. Aus der Sicht des Geistes. In einer Zeit, in der die Geschäftsmodelle geistiger Werke von bösen Raubkopierern und Dieben geistigen Eigentums bedroht werden. Das ist doch ordentlich Stoff für eine Weihnachtsgeschichte, oder? – Oder der Anlass sich mal damit grundlegend auseinanderzusetzen.

Geist (griechisch πνεῦμα pneuma,[1] griechisch νοῦς nous[2] und auch griechisch ψυχή psyche,[3] lat. spiritus,[4] mens[5], animus bzw. anima,[6] hebr. ruach und arab. ruh, engl. mind, spirit, franz. ésprit) ist ein aus historischen Gründen uneinheitlich verwendeter Begriff der Philosophie, Theologie, Psychologie und Alltagssprache.[7]
Im Zusammenhang mit Bewusstsein kann man grob zwischen zwei Bedeutungskomponenten des Begriffs „Geist“ unterscheiden:

  • Bezogen auf die allgemeinsprachlich „geistig“ genannten kognitiven Fähigkeiten des Menschen bezeichnet „Geist“ das Wahrnehmen und Lernen ebenso wie das Erinnern und Vorstellen sowie Phantasieren und sämtliche Formen des Denkens wie Überlegen, Auswählen, Entscheiden, Beabsichtigen und Planen, Strategien verfolgen, Vorher- oder Voraussehen, Einschätzen, Gewichten, Bewerten, Kontrollieren, Beobachten und Überwachen, die dabei nötige Wachsamkeit und Achtsamkeit sowie Konzentration aller Grade bis hin zu hypnotischen und sonstigen tranceartigen Zuständen auf der einen und solchen von Überwachheit und höchstgradiger Geistesgegenwärtigkeit auf der anderen Seite.
  • Mit religiösen Vorstellungen von einer Seele bis hin zu Jenseitserwartungen verknüpft, umfasst „Geist“ die oft als spirituell bezeichneten Annahmen einer nicht an den leiblichen Körper gebundenen, nur auf ihn einwirkenden reinen oder absoluten, transpersonalen oder gar transzendenten Geistigkeit, die als von Gott geschaffen oder ihm gleich oder wesensgleich, wenn nicht sogar mit ihm identisch gedacht wird. Heiliger Geist wird in der christlichen Vorstellungswelt dagegen der als Person gedachte, symbolisch als Taube oder als Auge dargestellte „Geist Gottes“ genannt.

Die Frage nach der „Natur“ des Geistes ist somit ein zentrales Thema der Metaphysik.

[http://de.wikipedia.org/wiki/Geist]

Ich bin selbstbestimmt.

René Descartes propagierte die dualistische Unterscheidung der Welt in Materie und Geist. Die Existenz des Menschen gründete er mit der bekannten Aussage: „Cogito ergo sum.“ Ich denke, also bin ich. Eine einfache Erkenntnis, der sich auch Monotheisten, Idealisten, Materialisten und all die anderen „-isten“ problemlos anschließen können. Es ist der Geist, der uns mit unserem Bewusstsein, unserer Psyche, unserem Verstand, unserem Erinnerungsvermögen, unseren Gefühlen, der Verarbeitung von Informationen definiert. Und wem gehört dieser Geist? Da kann es nur eine Antwort geben: mir. Ist das nicht großartig?

Es ist mein Geist, der mich bestimmt. Und damit ist die Eigentumsfrage zweifelsfrei und unumstößlich belegt. Ich bin der Eigentümer meines Geistes wie alle anderen die Eigentümer ihres Geistes sind, wenn wir selbstbestimmt sind. Ich kann Ideen, Gedanken, Gefühle mit anderen teilen. – Ist das nicht noch viel großartiger?

Spielt es dabei eine Rolle, woher die Ideen, Gedanken und Gefühle kommen? – Ja und Nein.

Ja, es interessant, wichtig, wertvoll und aufschlussreich zu wissen, woher die Ideen, Gedanken und Gefühle kommen. Gibt es einen Urheber? Wenn ja, wer ist es? Wenn die Ideen, Gedanken und Gefühle des Urhebers für mich nützlich sind, gebührt ihm mein Dank, Respekt und Anerkennung. Ebenso hat der Urheber das Recht auf Anerkennung, Respekt und Dank.

Nein, denn es spielt keine Rolle in Hinsicht auf das Eigentum. Der weit überwiegende Teil meiner Ideen, Gedanken und Gefühle wird über äußere Informationen und Reize induziert. Aber auch wenn ich fremde Informationen aufnehme, denke, reflektiere und verarbeite ich ausschließlich meine eigenen Gedanken und Gefühle. Mit meinem Geist. Und diese Eigentumsfrage hatten wir schon zweifelsfrei und unumstößlich geklärt.

Fazit: Es gibt ein Recht des Urhebers, und die Frage des geistigen Eigentums ist geklärt.

Ach ja? Warum gibt es dann Urheber, die behaupten, ich würde ihn bestehlen, wenn ich seine Ideen, Gedanken und Gefühle aufnehme, reflektiere und weiter bearbeite? Sollte er sich nicht viel mehr freuen, dass es jemanden gibt, der seine Ideen, Gedanken und Gefühle teilt und der ihm als Urheber danken, respektieren, ihn anerkennen und auch belohnen kann? Warum beschimpft der Urheber mich als Dieb? Schlimmer noch: Er behauptet, ich hätte seine Ideen und Gedanken auf räuberische Weise kopiert. Ich sei ein Raubkopierer. „Unter Raub wird allgemein die gewaltsame Wegnahme fremder Sachen verstanden. Der Täter, der eine solche Tat begeht, wird als Räuber bezeichnet.“ [http://de.wikipedia.org/wiki/Raub] Da ich weder irgendetwas wegnehme noch Gewalt anwende, kann ich dies nur als eine diskriminierende Verleumdung verstehen. Ich bin kein Räuber. Wie sollte ich denn die Gedanken dem Urheber auch wegnehmen. Mit so einem Blitz-Dings aus „Men in Black“?

Hat denn der Urheber nicht seine Gedanken mit anderen und damit direkt oder indirekt auch mit mir geteilt? Jetzt mal ehrlich. Ich habe sie als Rezipient aufgenommen – jetzt sind es meine. Ich kenn da einen Spruch: „Gegeben ist gegeben. Abgenommen ist gestohlen.“ Wenn der Urheber mich als Räuber verleumdet, womöglich noch so dreist ist und die Rückgabe seines geistigen Eigentums fordert, stelle ich fest: Urheber, die Urheberrecht aus dem Anspruch ihres geistigen Eigentum einfordern, haben nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dazu sind sie noch verleumderisch und diskriminierend. Ein solches Verhalten verstehe ich als böse. Und dazu auch noch: dumm.

Das Kreative, das Schöpferische, das Schaffende erkannte nicht nur Goethe als das Göttliche in uns. Was wir als Menschen erschaffen, erdenken und entwickeln können wir teilen oder auch nicht. Dies liegt in der Entscheidung der Schöpfer. Dem Kreativen gebührt, wenn er das will, eine Belohnung – aus Dank, Respekt und Anerkennung.

Ich bin Nani dankbar für dieses Lied, und ich habe höchsten Respekt vor ihrem Werk. Nani und ich waren uns einig, dass wir das Lied unter die Creative Commons Lizenz stellen. So als eine Art Weihnachtsgeschenk für Euch.

James Brown & Luciano Pavarotti – It’s a Man’s World

Es war ein kleiner Gute-Nachtgruß von Bernd P. Holst, meinem Nachfolger als Landesvorsitzender der AGS-Hamburg. Ich habe diesen grandiosen Auftritt zum ersten mal gehört und gesehen. Mein erster Gedanke war eine Frage: Wie passt das wohl zusammen? Davon träum ich heute nacht: Dass mehr Menschen die Größe haben, etwas aus scheinbar unterschiedlichen Welten gemeinsam zu schaffen wie diese beiden Größen aus ihren eigenen musikalischen Welten. Es passt wunderbar zusammen.

PolitCamp 2011 in Bonn #pc11 #fazit – Teil 1

Endlich habe ich es geschafft. Ich war auf meinem ersten PolitCamp. Obwohl ich über die ersten beiden PolitCamps in 2009 und 2010 im dicken B Radialsystem schon von der Idee- und Konzeptionsphase aus nächster Nähe bestens informiert war, konnte ich leider nicht teilnehmen. Jetzt ist es mir gelungen. Ich war auf dem PolitCamp 2011 in Bonn, am 4. und 5. Juni. Kurz vorweg: Ich bin sehr angetan. Ich habe einiges gelernt.

Zunächst mal: Was ist das PolitCamp? Ein wirklich gut gemachtes Video klärt auf. Danke an die Produzenten.

Natürlich war es toll, mal wieder im Wasserwerk zu sein. Ganz schön klein. Ein historischer Ort. Die organisierten Panels waren mehr oder weniger „normale“ Politik-Veranstaltungen. Teilweise durchaus interessant. Super fand ich die twitterwall. Eine echte Innovation für Veranstaltungen jedweder Art. Und ich habe auch was gelernt: Das Netz ist nicht nur ein Medium, sondern ein Lebensraum.

Der Nachmittag war dann als Barcamp organisiert. Auch hier für mich eine Premiere. Ich bin von diesem selbstorganisatorieschen Ansatz überrascht und begeistert. Ich habe schon viele politische und andere Veranstaltungen erlebt. Ich fand Form, Inhalt, Kultur und Qualität der Diskussionen wirklich gut. Ich hatte mich besonders für die Sessions zur Medienkompetenz interessiert. Und auch dort habe was gelernt: … das verrate ich in Teil 2 meines Fazits;

Einer fehlte: Bert Brecht wäre heute auch ein Netzaktivist und bestimmt beim #pc11 gewesen. Vielleicht kommt er ja zum #pc12.

Wirtschaft oder Wissenschaft in Schande?

Gestern hatte ich in dem Artikel Schmidt: Wirtschaftswissenschaft in Schande von der Rede Helmut Schmidts zur 100-Jahr-Feier der Max-Planck-Gesellschaft berichtet. Hierin hält Helmut Schmidt der ökonomischen Wissenschaft vor, dass sie „sich schon seit Mitte der 1990er Jahre nicht mit Ruhm, sondern eher mit Schande bedeckt.“ Und um noch einen drauf zu geben, stellt er dazu abschließend fest, dass John Maynard Keynes der letzte Wirtschaftswissenschaftler mit einem globalen Konzept gewesen sei. So steht es jedenfalls auf zeit.de. Die Rede ist auch bei der Max-Planck-Gesellschaft auf mpg.de publiziert.

Interessant: In einer wesentlichen Passage zur Einordnung der ökonomischen Elite in unsere heutige Zeit gibt es einen kleinen aber wesentlichen Unterschied: Bei der Max-Planck-Geselllschaft hat sich nicht die ökomonische Wissenschaft, sondern die ökonomische Wirtschaft mit Schande bedeckt.

Merkwürdig auch, dass die ergänzende Passage mit Keynes bei der MPG ganz fehlt. Hat Helmut Schmidt im nachhinein seine Rede geändert oder hat die MPG, die dieses Passage auch noch fett gedruckt hat, den Teil der Rede manipuliert?

Fest steht: Die Rede auf zeit.de ist von Schmidt selbst autorisiert, er wird als Autor genannt. Wir alle kennen Helmut Schmidt als einen Redner, der sich seine Worte sehr wohl überlegt. Hätte er tatsächlich von der „ökonomischen Wirtschaft“ gesprochen? Der Kern seiner Aussage ist doch, dass die Wissenschaft in Verantwortung an der Gesellschaft steht. Seine Anklage, dass die Wirtschaftswissenschaften seit Keynes nichts zustande gebracht, sondern sich selbst mit Schande bedeckt haben.

Der ganze Kontext macht mit „ökonomische Wirtschaft“ keinen wirklichen Sinn. Schon gar nicht bei Helmut Schmidt. Der Verdacht: Die Max-Planck-Gesellschaft hat diese Passage in der Rede von Helmut Schmidt nachträglich geändert. Ein schlimmer Verdacht. Vielleicht sollte man mal nachfragen.

Gastkommentar auf dowjones.de

Ein Gastkommentar von mir wurde auf dowjones.de veröffentlicht. Meine Kritik liegt in der ökonomischen Bedingung und grundlegenden Optimierungsaufgabe der Ökonomie begründet: e>a, Einnahmen größer Ausgaben. An dieser Ungleichung orientiert sich jedes Unternehmen, denn wer es nicht schafft, mehr einzunehmen, als er ausgibt, kann am Markt nicht überleben. Merkwürdig erscheint es mir jedoch, dass das „e“, die eindeutig wichtigere Variable, immer mehr aus dem Fokus des unternehmerischen Handelns verschwindet. Im Alltag geht der Blick der Entscheider auf das „a“, auf die größtmögliche Reduzierung der Kosten.

Gastkommentar auf dowjones.de

Schmidt: Wirtschaftswissenschaft in Schande

In dem sehr pointierten und mutigen Artikel „Leben in der Scheinwelt“ auf handelsblatt.de gewährt ein Ökonomie-Professor dem Redakteur Olaf Storbeck – bei Kaffee und Gebäck – Einblick in die Psychologie der wirtschaftswissenschaftlichen Fachdidaktik: „Wissen Sie, die ersten vier Semester im VWL-Studium brauchen wir fürs Brain-Washing der Studenten.“ Das meinte er ernst. Schlimmer noch: Offensichtlich ist die Welt der ökonomischen Elite so weit weg von der Realität und den Entwicklungen der letzten 20 Jahre, dass sie zwei Jahre Gehirwäsche braucht, um mit ihren Studenten kommunikationsfähig zu werden.

Die Globalisierung und das Internet als ihr unglaublich mächtiger und schneller Katalysator, haben die Gesellschaft, unsere Kultur und die Wirtschaft in den letzten 20 Jahren radikal verändert. Web 2.0, Social Media, Social Network als zweite Stufe der Rakete demonstrieren aktuell in der arabischen Welt eine eindrucksvolle Möglichkeit digitaler Vernetzung. Und das war erst der Anfang. Was sind heute noch Volkswirtschaften? Könnten sich gar womöglich Grundlagen der Informations-, Kommunikations- und Organisationssysteme in Nationalökonomien und ihren Märkten mit transnationalen, internationalen, vernetzten Konzernen und ihrer globalisierten Finanzwirtschaft verändert haben? Könnte es sein, dass ihr Credo der letzten 20 Jahre – die Märkte regulieren sich selbst – etwas in Misskredit geraten ist, weil die Finanzkrise gerade den libertären, ultra- und neoliberalen Ansatz falsifiziert hat?

Storbeck in seinem Handelsblatt-Artikel „Leben in der Scheinwelt„:

Wie konnte es dazu kommen, dass sich ein ganzer Wissenschaftszweig so sehr von der Realität abkoppeln konnte? Ein zentraler Grund für diese Fehlentwicklung ist, dass sich in weiten Teilen der etablierten Makroökonomie seit den späten 70er-Jahren eine blinde, fast religiöse Marktgläubigkeit etabliert hatte. Nach den schlechten Erfahrungen mit hohem Staatseinfluss in den 60er- und 70er-Jahren hatte sich im Fach eine ultraliberale Geisteshaltung etabliert. Aus der richtigen Erkenntnis, dass der Markt in den meisten Fällen die besten Ergebnisse liefert, zogen liberale Ökonomen – allen voran Milton Friedman – den falschen Schluss, dies sei immer und auf allen Märkten der Fall.

Der fast religiöse Glaube an die Selbstheilungskräfte des Marktes führte auf dem Finanzmarkt zu einer laxen staatlichen Regulierung. Die Wirtschaftspolitik, die auf dieser Forschung fußte, ist eine von mehreren Ursachen für das ökonomische Desaster der vergangenen Jahre. Führende Vertreter der etablierten Makroökonomie waren von ihren Ergebnissen so überzeugt, dass sie selbst im Winter 2008, als die Weltwirtschaft am Abgrund einer zweiten Großen Depression stand, von Konjunkturprogrammen abrieten. Wäre die Wirtschaftspolitik diesen Empfehlungen gefolgt, hätte dies beispiellose Not und Elend über die Industrieländer gebracht.

Am 11. Januar 2011 hielt Helmut Schmidt eine Festrede zum 100. Geburtstags der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, dem Vorläufer der Max-Planck-Gesellschaft über die Verantwortung der Wissenschaft unter dem Aspekt der zu Beginn des 21. Jahrhunderts erkennbaren neuartigen Menschheitsprobleme:

Im Herbst des Jahres 2008 und im Jahre 2009 hat die Menschheit – allerdings nur mit Glück – eine weltweite sozial-ökonomische Depression vermeiden können. Weil die Regierungen und die Zentralbanken von zwanzig der wichtigsten Staaten der Welt dafür gesorgt haben, dass die Existenzkrise eines verantwortungslosen Bankengefüges – vor allem in New York und in London – nicht voll auf die reale Wirtschaft der Welt hat durchschlagen können. Weil es aber keine verbindliche Ordnung der Weltmärkte gibt, sind weitere globale Wirtschaftskrisen eher wahrscheinlich.

Es macht keinen Sinn, zu meinen, dies sei ein Feld, das man der Politik überlassen sollte. Denn die Politiker verstehen davon noch weniger als die Wissenschaftler. Die ökonomische Wissenschaft weltweit hat sich schon seit Mitte der 1990er Jahre nicht mit Ruhm, sondern eher mit Schande bedeckt. John Maynard Keynes war so ziemlich der Letzte, der ein globales Konzept entwickelt hat. Aber wer oder welches Team versucht einen neuen Ansatz?

Artikel auf zeit.de

Starker Tobak von unserer nationalen und europäischen Moralinstanz mit der ihm eigenen bemerkenswerten politischen, intellektuellen, ökonomischen und sprachlichen Trennschärfe. Wo sind die Ansätze? Wo sind die Antworten der Wirtschaftswissenschaften auf die Entwicklung globaler und digitalisierter Märkte in der Real- und der Finanzwirtschaft? Schmidts Frage ist mehr als eine Aufforderung zu neuem wissenschaftlichem Suchen nach ökonomischer Erkenntnis. Vielmehr klagt Schmidt an. Im Mainstream der ökonomischen Elite hat die Wissenschaft in den letzten 20 Jahren mit ihrer Shareholder-Orientierung, der Fokussierung der Unternehmensleitbilder auf maximale und kurzfristige Rendite die Gier zum Motor und Motivator betriebswirtschaftlichen Handelns gemacht. Und das Schlimmste dabei: Sie haben nicht die Eier in der Hose, ihre Fehler einzugestehen. Sie sind feige. Sie machen einfach weiter wie bisher. Uups, hat doch gar nicht so weh getan. Boni, Provisionen sprudeln wieder und die Ackermannsche Messlatte liegt erneut bei 25%.

Die ökonomische Wissenschaft ist gefordert. Was ist von ihr noch zu erwarten?

Stand by me – Playing for Change

Musik ist schon eine ganz besondere Kommunikationsform. Sie kann direkt ins Herz gehen und Seelen berühren – über alle Grenzen hinweg. Sie schafft Identität, kann Menschen und Generationen verbinden. Und sie kann Veränderungen bewirken.

Als vor einigen Jahren ein Musikproduzent einen Strassenmusiker „Stand by me“ performen hörte, inspirierte ihn dies zu einer ungewöhnlichen Idee. Er rief mit einigen Freunden das Projekt „Playing for Change“ ins Leben – ein weltverbindendes musikalisches Projekt: Mit einem fahrenden Musikstudio nahmen sie nach und nach Strassenmusiker aus aller Welt auf. So schufen sie ein berührendes Plädoyer für ein gemeinsames Miteinander, vermittelt durch die Sprache, die alle Menschen verstehen – die Sprache der Musik.

Danke an Jochen Sturm für den Link zu diesem Video.

10 Jahre in der Cloud

Im Januar 2001 haben wir WICE auf den Hamburger Computertagen zum ersten mal der Öffentlichkeit präsentiert. 10 Jahre webbasiertes CRM für kleine und mittlere Unternehmen. 10 Jahre in der Cloud. Eine Unternehmenssoftware, die mit einem Webbrowser über das Internet genutzt wird. Plattformübergreifend können Mitarbeiter von überall aus auf das zentrale System zugreifen. Das war damals neu. Was früher ASP (application service providing), später On Demand und SaaS (Software as a Service) genannt wurde, bezeichnen die Marketing Experten heute als Cloud Computing. Wir waren auch damals schon der Zeit etwas voraus 😉

In einem kleinen Geburtstagsvideo gebe ich einen kleinen Rückblick wie damals alles anfing. Unter sich ständig ändernden Bedingungen – das Aufkommen von mobilen Endgeräten, der Boom der Social Media, um nur einige Beispiele zu nennen – wurde die WICE CRM-Groupware kontinuierlich weiterentwickelt und so an die aktuellen Anforderungen des Kundenbeziehungsmanagements angepasst. Die CRM-Lösung von WICE ist über 5.000 Anwendern seit zehn Jahren jeden Tag ein verlässlicher Partner. Das positive Feedback unserer Kunden zeigt, dass wir mit unserer WICE-Methodik den Nerv gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen treffen. Wir sind stolz auf unser Jubiläum.

Falsche Ausrichtung der BWL-Studiengänge in Deutschland

Deutschland hat einen hohen Bedarf an gut ausgebildeten Akademikern. Vor allem die private Wirtschaft, aber auch staatliche Institutionen, benötigen immer mehr Top-Personal, um auf die vielfältigen Aufgaben der Zukunft vorbereitet zu sein. Das Internet und die konsequente Online-Orientierung stellen die Unternehmen vor vollkommen neue Herausforderungen; zentral für den Unternehmenserfolg wird immer mehr eine radikale Kundenorientierung. Gerade hier versagt jedoch die Ausbildung vieler Top-Akademiker. Als Unternehmer mit einer konsequenten Ausrichtung meines Unternehmens und meiner Produkte am Bedarf der kundenorientierten Wirtschaft bemerke ich diesen Missstand täglich.

Als CRM-Experten haben wir in den letzten 10 Jahren viele Unternehmen kennengelernt. Wir beraten unsere Kunden kontinuierlich im Bereich Kundenmanagement – vorwiegend im Mittelstand. Leider stelle ich hier immer wieder fest, dass im Denken der Betriebswirte und Diplom-Kaufleute das Marketing eher abwertend den „Werbefuzzis“ zugesprochen wird. In diesem Denken arbeiten im Vertrieb eher halbseidene Gestalten, und im Service will keiner arbeiten, weil sie immer den ganzen Kundenärger abbekommen und auch ausbaden müssen. Oben auf dem Podest der „wahren“ Kaufleute thronen die Finanzcontroller mit ihrem klaren und unumstösslichen Kennzahlensystem, die mit Business-Intelligence-Methoden ein beeindruckendes Chart nach dem anderen produzieren. Die Basis ihrer Modelle ist aber ausschließlich die Kostenseite. Das hat mich zu der Frage geführt, welche Bedeutung in den Hochschulen bei Ausbildung der Wirtschafts-Akademiker die Einnahmenseite hat. Die Seite, bei der es um Märkte, Umsatz, Kunden und Wachstum geht.

In einer kurzen Stichprobe mit vier Universitäten und drei Fachhochschulen aus dem gesamten Bundesgebiet fällt einem sofort auf: Kundenorientierung kommt im aktuellen BWL-Studium höchstens als Randerscheinung vor! An der Universität Hamburg im Bachelor-Studiengang BWL kann gerade mal ein Pflichtmodul von 21 explizit der Kunden und Einnahmeseite zugeschrieben werden, während sich ganze fünf Module nur damit beschäftigen, wie ein Unternehmen Kosten senken und Ausgaben sparen kann. An der RWTH Aachen beschäftigen sich siebenmal mehr (!) Professoren im Fachbereich BWL mit Rechnungswesen und Kostenrechnung als mit Fragen der Kundengewinnung und dem Marketing. In Augsburg verkümmert kundenorientiertes Denken im Studium mit nur einer mickrigen Professur für diesen zentralen Bereich, von elf Professuren insgesamt. Dieser Zustand zeigt sich auch an allen vier weiteren deutschen Hochschulen, bei denen ich mir Lehrplan und Personal angeschaut habe.

Die aktuellen BWL-Absolventen – das zeigen nicht nur diese Zahlen – werden konsequent auf Kostensenkung, Sparprogramme und Rationalisierung getrimmt. Die Hochschulen geben sich hier als Lakaien für eine fehlgeleitete Kostensenkungs-Ideologie und sind so mitverantwortlich für das falsche Handeln vieler Unternehmen, die Tag für Tag nur an die Kostenreduzierung denken – nicht aber an die Erhöhung ihrer Einnahmen. Denn: Die Grundlage allen wirtschaftlichen Handels ist die ökonomische Bedingung und grundlegende Optimierungsaufgabe der Ökonomie: e > a, die Einnahmen müssen größer als die Ausgaben sein. Unternehmen brauchen höhere Einnahmen, um zu wachsen. Nur eine konsequente Orientierung an den Bedürfnissen und Wünschen der Kunden kann als langfristige Erfolgsstrategie taugen. Alle Versuche, mit radikalen Sparprogrammen kurzfristig den Shareholder Value in die Höhe zu treiben, erweisen sich auf lange Sicht als Verirrungen. Diese einfache Wahrheit sollte sich langsam auch bis in die Hörsäle herumsprechen, damit dem deutschen Arbeitsmarkt bald wieder moderne und auf die Zukunft ausgerichtete Akademiker zur Verfügung stehen.

In der obigen Grafik sehen Sie die Zuordnung der „Pflichtmodule“, der möglichen „Wahlbereiche“ und der Zahl der „Lehrstudie“ zu e (Einnahmenseite) oder zu a (Ausgabenseite) oder unter sonstige wenn keine klare Zurodnung möglich war. Die dargestellte Auswertung wurden über alle 7 Hochschulen durchgeführt.